Wettbewerb 2018
Standort: Stuttgart
Nutzung: Quartiersentwicklung
Auslober: Landeshauptstadt Stuttgart
Panoramaline Rosenstein
Stuttgart
Durch den Rückbau der Gleisanlagen im Stadtgebiet Rosenstein bietet sich die einmalige Chance, der Reparatur des städtebaulichen Bildes und des Freiraumes in Stuttgart. Zudem wird in der Innenstadt Stuttgarts die große Möglichkeit einer Stadtteilentwicklung eröffnet, welche den heutigen und zukünftigen Anforderungen einer vielfältigen, durchmischten und nachhaltigen Stadtstruktur gerecht wird.
Um dem neuen Stadtteil Rosenstein eine starke Identität zu geben, wird der Gleisbogen der ehemaligen Panoramastrecke in seiner Form und Struktur erhalten und zu einem Flanier- und Radweg mit diversen Plätzen, Aufenthaltsbereichen, sozialen und kulturellen Einrichtungen restrukturiert. Diese Panoramaline steigt vom Bahnhofsareal zu den historischen Überwerfungsgebäuden langsam an, erstreckt sich über diese historischen Bauten mit zahlreichen Kultur- und Kreativeinrichtungen, durchquert anschließend ein von Bäumen und Grün geprägtes Quartier, den Rosensteingarten, passiert danach zahlreiche Sport- und Freizeiteinrichtungen und mündet auf dem Marktplatz des Nordsternviertels. Die Panoramaline folgt somit der städtebaulichen Staffelung vom urbanen Quartier Südstern mit urbanen Plätzen und hybriden Wohn- und Arbeitsgebäuden – Grünhybride – zu einem Quartier mitten im Grünen an der Kante des Schlossgartens mit Hügelhäusern – Hügelhybride. Im Norden weist der neue Stadtteil Rosenstein wiederum eine urbane und dichte Bebauung mit Räumen für Kreative, Start-Ups, Subkulturen und Bildungseinrichtungen aller Art auf.
Die neuen, in ihrer Identität und Dichte mannigfaltigen Quartiere lagern sich vom Hauptbahnhof Stuttgarts bis zum Nordbahnhof an den „Bogen“ der historischen Panoramastrecke an. Die Panormaline verbindet somit die unterschiedlichen Viertel des Gebietes Rosenstein von Süden nach Norden. Zahlreiche Querverbindungen über und unter der Line sowie durch die Bestandsgebäude der Überwerfungsbauten sorgen für eine Auflösung der topografischen Barriere von Westen nach Osten. Zusätzlich werden diverse Möglichkeiten geschaffen, die Panoramaline zu betreten bzw. zu befahren oder sie zu verlassen.
Die Panoramaline begleiten Kultureinrichtungen und diverse städtebauliche Hochpunkte – Turmhybride – sie dienen als Orientierungspunkte für die einzelnen Quartiere. Ebenfalls den Vierteln zugeordnet, werden unter und neben der Panormaline Mobilitäts- und Energiehubs situiert, welche die Quartiere mit nachhaltiger Energie und Mobilitätskonzepten versorgen und somit CO2-frei halten. Über diese Hubs erheben sich Grüne Terrassenhybride, in denen Menschen einkaufen, arbeiten, ihre Freizeit verbringen und wohnen.
Die baulichen Strukturen werden flexibel und offen gehalten, sodass je nach Bedarf Wohnen und / oder Arbeiten in den unterschiedlichen hybriden Gebäudetypen stattfinden können. Alle Erdgeschosszonen sind für Dienstleistung, infrastrukturelle Versorgung und für soziale Einrichtungen vorgesehen.
Die Freianlagen orientieren sich ebenfalls an der historischen Gestalt und nehmen die Ansätze des Masterplans „Grünes U“ auf. Das Grün folgt der städtebaulichen Staffelung von den urbanen Bereichen zum baumbestandenen Park und schafft einen fließenden Übergang. Die innovativen Gebäudetypologien verknüpfen Haus und Grün und sorgen so für Schatten, frische Luft und ein lebenswertes Wohnumfeld.
Energie
Das nachhaltige Energiekonzept für das zukünftige Rosensteinquartier setzt sich aus mehreren innovativen Bausteinen zusammen und nutzt dabei möglichst viele Synergieeffekte mit vor Ort bereits vorhandenen Energiequellen und Infrastruktur aus. Die zum Schlossgarten gelegenen Teilquartiere werden in drei Nahwärmenetze unterteilt und durch Wärmepumpen-Systeme versorgt, welche ihre Energie aus dem Neckar, aus oberflächennaher Geothermie (Agrothermie) und aus dem Hauptabwassersammler beziehen. Strom der durch Photovoltaik Module auf den begrünten Dächern des Quartiers erzeugt wird, kann direkt von den Wärmepumpen genutzt werden.
Für die nördlichen Teilquartiere ist eine Waste-to-Energy-Anlage vorgesehen die aus den Bioabfällen, Speiseresten, Grünschnitt und dem Schwarzwasser des Quartiers Biogas erzeugt und in einem Blockheizkraftwerk Strom und Wärme für diese Quartiere bereitstellt. Solarthermie-Anlagen auf den Dächern unterstützen hier die Wärmeversorgung. Um eine möglichst hohe Versorgungssicherheit zu gewähren, sind alle Teilnetze untereinander verbunden und eine Verbindung zum bestehenden Fernwärmenetz der EnBW Stuttgart kann für zusätzliche Resilienz sorgen. Öffentlichkeitswirksam verbindet ein solarer Radweg die an den Mobilitätszentralen gelegenen Energiezentralen miteinander und nutzt ohnehin notwendige Infrastruktur zur zusätzlichen Energieerzeugung.
Verkehr
Mobilitätshubs werden entlang der Panoramaline situiert und dienen als Verbindungspunkte der verschiedenen Mobilitätskonzepte. Hier soll der Wechsel von Individualverkehr und ÖPNV auf Co2-freie Verkehrskonzepte – i-Mobilität und Rad-/Fußwege stattfinden. Auf den Shared-Space-Flächen der einzelnen Quartiere sollen der Fuß- und Radverkehr den Vorrang erhalten. Die Mobilitätshubs sind gekoppelt mit den Energiehubs.
Eine Hochseilbahn verbindet den Park Neckarknie – die Untere Anlagen/Rosensteinpark – Pragfriedhof – den Höhenpark Killesberg mit Anbindung an die U14 (Wilhelma), die U1/U2/U11/U14 (Mineralbäder), die zukünftige Haltestelle S1-S6/S60 (Mitnachtstraße), die U12 (Mitnachtstraße/ Nordbahnhofstraße), die U5/U6/U7/U15/zukünftig Gäubahn-/S-Bahnhalt (Eckartshaldenweg/Pragfriedhof) und U5 (Killesberg). Die Hochseilbahn ist Teil des ÖPNV Stuttgart und kann auch als touristische Attraktion und Erlebnisbahn wahrgenommen werden.
Projektteam:
Sigrid Hintersteininger Architects mit Planstatt Senner (Landschaftsplanung)
Sigrid Hintersteininger, Anne Schäfer, Jenny Weiss, Mihai Medrea, Taha Gungor, Jonas Stave, Verena Weiler, Kerstin Winandi
Fachplaner:
Günter Littau, Dr.-Ing. Heinrich GmbH, Planungsgesellschaft – Beratung Verkehrsplanung, Tiefbau, Mobilität
Prof. Dr. Ursula Eicker – Beratung nachhaltiges Energiekonzept