Fassade Lautenschlagerstraße

Stuttgart

Wettbewerb 2008, 1. Preis
Standort: Stuttgart
Nutzung: Fassadengutachten Hotel
Auslober: TOM2 Immobilien Verwaltungs GmbH

„Oh diese Griechen! Sie verstanden sich darauf, zu leben: dazu tut Not, tapfer bei der Oberfläche, der Falte, der Haut stehen zu bleiben, den Schein anzubeten, an Formen, an Töne, an Worte, an den ganzen Olymp des Scheins zu glauben! Die Griechen waren oberflächlich – aus Tiefe!“ Nietzsche

 

Das städtebauliche Bild im Bereich der Lautenschlager- / Kronenstraße wird durch eine Diversität der Gebäude dieses Carrés und somit durch die diversen Fassadenstrukturen geprägt. Als Reaktion auf dieses mannigfaltige Erscheinungsbild wird der neu geplante Hotelkörper mit einer homogenen bündigen Fassadenfläche überzogen. Einzelelemente, wie Türen, Fenster und Glasscheiben, werden durch das Verlegen der Konstruktion ins Gebäudeinnere unkenntlich und verschmelzen zu einer homogenen Fläche. Insgesamt wird „vorerst“ eine die Hotelräume schützende Haut erzeugt, welche keine Ränder, Grenzen und Rahmen definiert. Alleinig die Vorfahrt und der rote Teppich markieren den Eingang in die Hotellobby.

 

Um jedoch einerseits der prägnanten städtebaulichen Lage – das neue Gebäude ist bereits vom Bahnhof deutlich sichtbar und liegt in unmittelbarer Umgebung zur Königstraße – und andererseits dem Charakter eins Vier-Sterne-Hotels gerecht zu werden, umgreift diesen einheitlichen Baukörper eine zweite Hülle aus einem silberfarben schimmernden textilen Material, welches einem festlichen Kleid gleicht. Aufgrund des schlichten Gebäudes wird die Aufmerksamkeit verstärkt auf dieses textile Fassadenkleid, das auch als Sonnenschutz fungiert, gelenkt.

 

Durch das subtil schimmernde Kleid wird der homogene Baukörper „attraktiv“, er wirkt als Attraktor sowohl für die vom Bahnhof kommenden Reisenden als auch auf das städtebauliche Umfeld. Diese „Attraktorwirkung“ wird durch die Lamellenstruktur des textilen Gewebes unterstützt. Die abwechselnd hellen und dunklen vertikalen Streifen des silberfarben glänzenden Kleides und der dahinter liegenden dunkelgrauen Elemente lassen die Fassade als Fläche für visuelle Reflektionen erscheinen. Abends verstärkt diese „Attraktorwirkung“ zusätzlich eine überdimensionale Videowall an der geschlossenen Wand Ecke Lautenschlagerstraße / Kronenstraße.

 

Das jeweils einem Hotelzimmer zugeordnete Vorhangelement kann vom Hotelgast selbsttätig elektrisch bedient werden. Je nach Sonnenstand und gewünschter Innenraumstimmung wird das jeweilige Fassadenelement in die entsprechende Position gebracht. Dieses Wechselspiel zwischen Innen und Außen bildet die Essenz des Gebäudes. Die äußerste Schicht, das bewegte, sich ständig verändernde Fassadenkleid, ist Ausdruck dieser Essenz.

 

 

 

Projektteam:


Sigrid Hintersteininger (Leitung)
Jenny Weiss
Sebastian Schlenker

 

 

Fachplaner:


Matthias Schuler, TRANSSOLAR (Energetisches Konzept)
Eternit AG, Schüco International KG, Ellermann GmbH Konzepte aus Textil & Profil